Also meine schönste Reise führte mich und meine damalige Freundin durch das westliche Rumänien, also quasi den rumänischen Teil des Banats. Die meiste Zeit wohnten wir dort in Timisoara, für ein paar Tage fuhren wir aber auch in ein sehr kleines Dorf, dessen Namen ich nicht einmal kenne, zu ihren Großeltern.
In dem Dorf gab es keine befestigte Straße, keinen Strom, kein fließend Wasser, kein Telephon - die totale Abgeschiedenheit und eine völlig andere Welt. Zur Begrüßung wurde sogar ein Truthahn geschlachtet, ein ganzer Korb Mais und anderes Gemüse gepflückt, es gab so viele, kräftig rote und zuckersüße Wassermelonen, wie wir nur essen konnten... die riesigen alten Wachhunde, die man dort (wie mir gesagt wurde) besonders gegen fahrendes Volk braucht, kannten meine Freundin zum Glück noch und haben mich auch irgendwie halbwegs in ihr Herz geschlossen, zumindest haben sie nicht versucht mich zu fressen. Beeindruckend fand ich auch den kleinen Dorffriedhof, der schon seit jeher dort liegt und wo kaum jemand seinen Namen auf das Kreuz hat schreiben lassen; es schien ihnen ganz und gar unwichtig. Das klingt zwar alles sehr einfach und recht rückständig, aber es war atmosphärisch sehr beeindruckend, so als wäre die Zeit an diesem Ort vor ein paar hundert Jahren schlicht stehengeblieben. Da fragt man sich schon viele Dinge, besonders ging mir durch den Kopf, ob es nicht vielleicht schöner wäre, einfach dort in dieser Abgeschiedenheit zu leben, glücklich mit seiner winzigen, relativ beschränkten Welt.
Timisoara war ein krasser Kontrast dazu, aber nicht minder eine völlig andere Welt als die hierzulande. Eine Stadt voll Elend, Korruption und Kriminalität, so zeigte sie sich zumindest über weite Strecken - und das obwohl (oder mitunter weil) in dem Viertel, in dem wir wohnten, rund um die Uhr Soldaten mit Maschinengewehren patrouillierten. Trotzdem war es auch dort sehr schön, was aber sicherlich mehr an der Begleitung lag (zum Glück spricht sie rumänisch und hielt mir die sehr aufdringlichen Bettler vom Hals). Dazu kam noch, dass dort alles so unfassbar günstig war... eine halbe Stunde mit dem (mörderisch über Schlaglochstraßen bretterndem) Taxi kostete umgerechnet 20 Cent, zwei Langos mit Käse 4 Cent, der Vodka war billiger als die selbe Menge Coca Cola... und das Mineralwasser war zum Glück auch spottbillig, denn damit haben wir sowohl gebadet, als uns auch gewaschen, die Zähne geputzt usw., das Wasser aus den Leitungen dort ist so chlorhaltig, dass es mir fast den Atem verschlagen hätte. Es gab natürlich noch weitere schöne Seiten und Facetten an dieser Stadt, aber alles in allem würde ich dort nicht unbedingt hinreisen, wenn ich keine ortskundige Begleitperson zur Seite habe.
Außerdem sind wir noch recht viel durch das westliche Rumänien und Teile Siebenbürgens gefahren, haben uns allerlei historisch bedeutsame Orte angesehen, besonders das Kokeltal bewundert, dort unter Anderem auch im Geburtshaus Vlad Draculs in Sighisoara gegessen, sind bei dem wunderschönen Wetter durch Heiden und Berge spaziert...
Wir hatten uns auch vorgenommen, nochmal eine richtig große Tour durch Rumänien zu machen, alle Burgen Siebenbürgens anzusehen und dem Lauf einer Burgenstraße bis zum Schwarzen Meer zu folgen, aber nun ja. Vielleicht fahre ich irgendwann nochmal hin.
Kein Plan warum ich das hier erzähle und wen das interessieren oder etwas angehen sollte, aber wie auch immer. Langeweile, Redseligkeit und Alkohol sind halt ne schrottige Mischung.